
Internationales Theater und Schule in Kooperation: Hamlet – Shakespeare in a Suitcase
Am 11.05.23 besuchte ich mit einer 7. Klasse, die ich im Fach Englisch unterrichte, im Rahmen der Maifestspiel das englischsprachige Stück Hamlet-Shakespeare in a Suitcase.
Die englisch-norwegische Kompanie NIE (New International Encounter) hat sich der Herausforderung gestellt das Stück Hamlet für ein junges Publikum in nur 50 Minuten zu erzählen und aufzuführen. Dazu bedurfte es nur einer Schauspielerin und eines Schauspielers sowie eines Musikers. Mit nur wenigen Hilfsmitteln, die das Ensemble aus nur einem Koffer zauberte, schlugen sie ihr junges Publikum in den Bann. Damit folgte das Ensemble dem Vorbild Shakespeares, dessen Theater mit kargem Bühnenbild und der Wortkulisse arbeitet. Darüber hinaus wurden die jungen Theaterbesucher in die Aufführung miteinbezogen und waren aufgefordert eine Mordszene selbst darzustellen. Der Herausforderung hohe Literatur bzw. einen Klassiker für ein junges Publikum neu zu inszenieren, stellt sich NIE auf originelle Weise. In Spielszenen und Songs wird Hamlets Geschichte erzählt. Dabei steht heutiges Englisch neben Original-Zitaten aus Shakespeares Hamlet. So wird den Jugendlichen ermöglicht, die komplexe Handlung zu begreifen sowie zentrale stimmungsvolle Passagen zu genießen. Sie erleben, dass das Schicksal Hamlets und Ophelias, eine Geschichte von Liebe, Hass, Enttäuschung und Macht sowie Intrigen ist und somit eine universelle Geschichte, die auch heute von Relevanz ist.

Ein Workshop mit Profi-Schauspielern
Im Anschluss an die Inszenierung wurden die Jugendlichen in einem Workshop im neobarocken Foyer des Wiesbadener Theaters unter Anleitung der Schauspieltruppe in die Schauspielkunst eingeführt. Die spielerische Auseinandersetzung ermöglichte eine Vertiefung der Themen des Stücks. Zentrale (Original-) Passagen aus Shakespeares Hamlet waren dabei zu memorieren und szenisch umzusetzen. Die Jugendlichen durften die Schauspieltruppe interviewen und erhielten Autogramme. Die Nähe zu den Kunstschaffenden und der spielerische Charakter des Angebots ließ sie zu wahren Shakespeare-Fans werden.

Fazit: Hamlet-Shakespeare in a Suitcase – ein internationaler Kooperationsansatz
Die Aufführung des Stücks mit anschließendem Workshop wäre nicht ohne die Netzwerkarbeit der Theaterpädagogik des Theaters Wiesbaden möglich gewesen. Das Angebot ging auf einen langjährigen Kontakt der Theaterpädagogik mit NIE hervor. Es stellt den Bezug zu den Künsten durch künstlerische Rezeption und eigene künstlerische Tätigkeit her. Die Arbeit von NIE folgt dem Prinzip der Stärkeorientierung, denn die Jugendlichen wurden ernstgenommen und erfuhren bei ihren Spielversuchen in englischer Sprache eine positive Verstärkung. Das Prinzip der Selbstwirksamkeit sowie der Ganzheitlichkeit waren gewährleistet, da körperliche und affekt-emotionale und rezeptive intellektuelle Erfahrungen gleichermaßen angestoßen wurden. Das Diversitätsprinzip wurde durch die internationale Begegnung gewährleistet. Erfahrbar war, dass Kunst und Kultur alle miteinschließt und Schüler-Kunst neben Profi-Kunst aus verschiedenen Zeiten und Kulturräumen gleichberechtigt nebeneinander stehen durften. Der strukturelle Rahmen des Projektangebots ließ vielseitige Zugangswege und Bildungsorte zu. Einige Schüler entdeckten das Wiesbadener Staatstheater das erste Mal für sich.
https://nie-theatre.com/projects/shakespeare-in-a-suitcase-hamlet/
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