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Bildung ist mehr als Schulunterricht

Ich bin davon überzeugt, dass Bildung mehr ist als Schulunterricht.

Sir Ken Robinson, ein britischer Autor und internationaler Berater betonte, dass gute Lehrer Lernprozesse individualisierten, Neugierde, Begeisterung und Kreativität beförderten. In die Aus- und Weiterbildung der Lehrerkräfte zu investieren, sei wichtig, damit eine kreative und förderliche Schulkultur entstehe. Netzwerken und Kooperationen sind in diesem Zusammenhang von großer Bedeutung.

Seit der Veröffentlichung der PISA-Studien zum internationalen Vergleich des Lernerfolgs Schülern sei stattdessen in mechanistische Bildungskonzepte und in standardisierte Tests investiert worden.

Link: Bildung neu denken!

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Win-Win-Situationen schaffen

Mein Herz schlägt für kreative ergebnisoffene Prozesse, die insbesondere durch Kooperationen zwischen Schulen und außerschulischen Bildungspartnern (z.B. Museen, Theatern oder Künstler) ermöglicht werden.

Die Vernetzung lokaler Bildungsinstitutionen ist in kooperativer Zusammenarbeit für alle Beteiligten von großem Nutzen. In den letzten Jahren habe ich im Rahmen meiner Schultheaterprojekte Möglichkeiten für ästhetische, künstlerische und kulturelle Erfahrungen angeboten. Diese haben jungen Menschen Erprobungs- und Freiräume eröffnet, die Persönlichkeitsentwicklung und kulturelle Teilhabe bieten. Die Zusammenarbeit von Schulen und außerschulischen Lernpartnern führt zu gegenseitiger Befruchtung. Zum einen werden verschiedene professionelle Perspektiven für ästhetische, ganzheitliche Lernprozesse nutzbar gemacht. Zum anderen bieten neue Lernorte wie Theater und Museen neue Inspirationsquellen und entlasten Schulen. Museen und Theater gewinnen eine junge Klientel hinzu. Des Weiteren erfordert die Komplexität der heutigen Welt mit ihren vielfältigen Anforderungen und Krisen (Klimawandel, Finanzkrise, Ukrainekrise, Digitalisierung) andere und zeitgemäße Lernformen. Gerade Kunstschaffende und Kunstvermittler oder Theaterpädagogen ermöglichen neue Zugangsweisen. Im Folgenden möchte ich über meine Erfahrungen im Rahmen von Hospitationen in kulturellen Einrichtungen und eigenen Projekten berichten.

Kulturelle Bildung ist ein Menschenrecht

Die Forderung nach Bildung für alle ist seit jeher verbunden mit der Hoffnung auf ein friedvolles Zusammenleben. So sichert die allgemeine Erklärung der Menschenrechte in Artikel 26 und 27 das Recht auf Bildung und Kultur zu.

„Art. 13 spricht von einem ‚Recht eines jeden auf Bildung.‘ Es geht um die Entfaltung der Persönlichkeit, und dies für jedermann.“ (Fuchs 2012: 92)

Auch die Kinderrechtskonvention aus dem Jahr 1989 verbrieft in Artikel 28 und 29 „das Recht auf höchstmögliche Bildung“ und Art 31 „das Recht auf Spiel und freie Teilnahme am künstlerischen Leben“ (Fuchs 2012:92) Bereits hier findet sich die Verknüpfung von einem kreativen und selbstgesteuerten Bildungsbegriff, der den Bezug zu den Künsten herstellt. Die folgende Definition von Kultureller Bildung umreißt Inhalte, Methoden und Zielsetzungen gleichermaßen:

„Der Begriff bezeichnet (…) einen Prozess der Selbstbildung. Sie vollzieht sich, wenn wir uns spielerisch oder künstlerisch mit Gegenständen oder Themen beschäftigen. Wenn wir auf diesem Wege versuchen, die Welt zu begreifen. (…) An Kultureller Bildung ist oft der ganze Körper beteiligt. Und auch die Gefühle und der Verstand. Dabei werden viele verschiedene kulturelle Ausdrucksformen genutzt: Bildende Kunst und digitale Medien, Erzählen, Literatur und Schreiben, Film und Fotografie, Musik und Rhythmik, Spiel, Zirkus, Tanz und Theater.“ (BKJ online 2023)

In Zeiten knapper Kassen, Raum-, Zeit- und Ressourcenknappheit bieten die Vernetzung und Kooperation von Bildungsinstitutionen in lokalen Bildungslandschaften eine Win-Win-Situation an.

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Was sind die Kriterien für ein gutes Gelingen?

Damit Kulturelle Bildung ihre spezifischen Potenziale entfalten kann, müssen grundlegende Bedingungen erfüllt werden, die das BKJ in seinem Qualitätsrahmen definiert. Diese wesentlichen Qualitätskriterien sollen hier kurz skizziert werden.

Pädagogisch-künstlerischer Qualitätsrahmen

  1. Der Bezug zu den Künsten solle künstlerische Rezeption und eigene künstlerische Tätigkeit einschließen und alle Kunstsparten umfassen. (vgl. Kelb 2014: 8)
  2. Kulturelle Bildung orientiere sich am Prinzip der Stärkeorientierung und ermögliche so, dass sich Potenziale entwickeln könnten. (vgl. Kelb 2014: 8)
  3. Kulturelle Bildung fordere eine Interessenorientierung und Lebensweltbezug und wünsche daher eine Referenz zu aktuellen Themen, den Interessen von Kindern und Jugendlichen. Dies gilt in Bezug auf die Wahl der Arbeitsformen und künstlerischen Mittel. (Kelb 2014: 9)
  4. Es gelte das Prinzip der Selbstwirksamkeit. Das eigenständige und das gemeinsame künstlerische Schaffen ermögliche so die „Erfahrung von Selbstwirksamkeit“. (vgl. Kelb 2014: 9)
  5. Es gelte das Prinzip der Partizipation und Freiwilligkeit. Die Themenwahl, Fragestellungen, Gestaltung des Projektverlaufs, die Wahl der unterschiedlichen Angebote sowie die Beteiligungsformen sollten aus eigenem Antrieb und selbstbestimmt getroffen werden. (vgl. Kelb 2014: 10)
  6. Das Prinzip der Ganzheitlichkeit besagt, dass Kulturelle Bildung ergänzend zu kognitive-intellektuellen Prozessen, ebenso körperliche und affektiv-emotionale Erfahrungen und Zugänge zu Kunst ermöglichen soll. (Kelb 2014: 10) Das ermögliche intensive und nachhaltige Prozesse der Kulturellen Bildung.
  7. Das Diversity-Prinzip fordert eine „Kultur der Offenheit – für unterschiedliche kulturelle, soziale, religiöse etc. Hintergründe (…) Geschlechter und unterschiedliche Altersgruppen“ (Kelb 2014: 10f.)

Struktureller Qualitätsrahmen

  1. Vielseitige Zugangswege und (Bildungs-) Orte im Rahmen von Kultureller Bildung haben ein spezifisches Potenzial, diverse Zielgruppen anzusprechen und zur Teilnahme zu aktivieren. (vgl. Kelb 2014: 11)
  2. Die Vielfalt der Sparten- und Angebotsformen orientieren sich an dem Grundsatz der Stärken und Interessen einer diversen Klientel. Die Formate können von einmaligen Workshops bis hin zu kontinuierlichen Kursen, lokale oder internationale Begegnungen in künstlerischen Werkstätten ermöglichen. (vgl. Gelb 2014: 11f.)
  3. Kulturelle Bildung richtet das Augenmerk insbesondere auf angemessene Rahmenbedingungen. Orte, Räume, Zeitformate, Fachkräfte / Künstler, Materialien und Wahl der Techniken spielen im Rahmen eines schlüssigen Gesamtkonzepts eine wichtige Rolle. (Kelb 2014: 12) In diesem Zusammenhang sei Vernetzung und Kooperation wichtig, denn sie helfe bei der Überwindung von Ressortgrenzen. (Kelb 2014: 15)

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