
Museum und Schule: Die Museumsguides im Museum Wiesbaden
Im Rahmen meines Studiums Kulturelle Bildung an Schulen an der Phillips-Universität Marburg habe ich im Mai 2023 das Museum Wiesbaden besucht. Die Museumsguides sind ein besonders gelungenes Beispiel dafür, wie die Kooperation von Schule und Museum in Zusammenarbeit hochwertige Kulturelle Bildung ermöglicht.
Das Museum Wiesbaden, ausgezeichnet mit dem Prädikat InnoLabMuseum betreibt Netzwerkarbeit, die auch in langfristige Kooperationen mit Bildungspartnern (z.B. Universität und Schulen) mündet.
https://museum-wiesbaden.de/innolabmuseum-trifft-kubis-masterstudierende

Die Museumsguides – ein Angebot des Museums Wiesbaden
Durch den Kontakt mit Astrid Lembcke-Thiel, Referentin für Kulturelle Bildung im Team Bildung und Vermittlung, wurde es mir ermöglicht, die Arbeit der Museumsguides im Museum Wiesbaden zu erleben.
https://museum-wiesbaden.de/museumsguides
Frau Christine Scholzen (Lehrerin mit Abordnung an das Museum Wiesbaden) entwickelte zusammen mit Schülern und Schülerinnen von der Klasse 9 bis Q4 Führungs- und Präsentationsformate, bei denen die Jugendlichen ihre selbstgewählten Ausstellungsexponate aus aktuellen Ausstellungen einer altersheterogenen Gruppe von Museumbesuchern näher bringt. Die Museumguides erhalten fachwissenschaftliche Beratung und ein intensives Präsentationstraining und so Einblicke in den Museumsbetrieb. Das hilft Hemmschwellen abzubauen und auch gleichaltrige Jugendliche ins Museum zu locken. Trotz ihrer erworbenen Expertise haben sie sich einen unverstellten Blick auf Kunst bewahrt, den sie für ihre Führungen nutzbar machen.
Im Mai 2023 nahm ich an einer Führung der Museumsguides durch die Jugendstilsammlung Nees teil. Stets im Dialog führten sie die altersheterogene Besuchergruppe zu ihren selbstausgewählten Kunstwerken. Sie klassifizierten die dargestellten Frauentypen auf den Bildern und erläuterten die Konzepte. Besonders interessant war der Bezug zur eigenen Lebenswelt, ihrem ganz persönlichen Zugang zu den Werken, aber auch zur aktuellen Gender-Debatte.

Schmücke die Welt mit deinem Ornament!
Teil der Jugendstilausstellung ist auch der Jugendstilstilizer, ein digitales Tool, das aus der Kooperation mit der Hochschule RheinMain hervorgegangen ist. Das gemeinsam mit dem Team des Museums und den Studierenden des Studiengangs Kommunikationsdesign der Hochschule Rhein Main entwickelte digitale Tool lädt zur interaktiven und kreativen Anwendung ein. So kann jeder Besucher
mithilfe des digitalen Werkzeugs sein eigenes Ornament kreieren und dies über soziale Netzwerke teilen.
https://museum-wiesbaden.de/experiment-ornament
Der Aufreger: Die Museumsguides üben Kritik und gestalten selbst!
Die Museumguides stellten mir „ihren Aufreger“ vor. Sie hatten in der Stiftung Nees ein Kunstwerk des Künstlers Rupert Carabin entdeckt, das vom Kurator der Ausstellung eine Beschriftung erhalten hatte, mit der sie nicht einverstanden waren.
Das betreffende Kunstwerk ist ein Tintenfass aus der Zeit des Jugendstils und hat die Form einer weiblichen Figur, die einen Oktopus auf ihrem Schoß hält und dessen Arme öffnet. Dort befindet sich die Öffnung des Tintenfasses, in die der (männlich) Schreiber seinen Füller versenken soll, um das Schreibwerkzeug mit Tinte zu füllen.
Die Beschriftung des Kunstobjekts thematisiert nicht das problematische Frauenbild der Zeit.
Die Museumsguides suchten das Gespräch mit dem Kurator der Ausstellung und fanden ein offenes Ohr für ihr Anliegen. Er forderte sie auf, eigene Textvorschläge zu machen. So erfahren die Museumsguides Selbstwirksamkeit. Ihre persönliche Sicht und inzwischen erarbeitete Expertise in diesem Bereich werden ernstgenommen.
Fazit: Die Museumsguides – ein gelungenes Projekt der Kulturellen Bildung
Das Projekt der Museumsguides erfüllt in vollem Umfang den pädagogisch-künstlerischen als auch den strukturellen Qualitätsrahmen Kultureller Bildung. Es zeigt, dass durch vielfältige Kooperationen neue Zugangswege sowie verschiedene Bildungsorte für Jugendliche genutzt werden können. Es wird eine große Vielfalt der Sparten- und Angebotsformen geboten. Das Angebot orientiert sich an den Interessen und dem Lebensweltbezug der Jugendlichen. Es erfüllen das Prinzip der Freiwilligkeit und der Partizipation. Es werden ganzheitliche Erfahrungen und Zugänge zur Kunst ermöglicht. Der individuelle affektiv-emotionale Zugang zu den Kunstwerken wird genutzt, um kunsthistorisches Wissen zu erlangen und die Arbeitsweise des Personals des Museums kennenzulernen. Die verschiedenen Lernprozesse ermöglichen eine ganzheitliche Persönlichkeitsbildung. Die Eigentätigkeit im Rahmen von Vorträgen, Führungen und Erstellen von digitalen Tools und Werbematerial und Videos befördert kreative Selbstlernprozesse.
Links:
https://www.youtube.com/watch?v=mc_rSalqV3M
https://www.freunde-museum-wiesbaden.de/news/gruss-von-den-museumsguides/
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