Das Anne-Frank-Projekt 2022/2023 Wenn Du nachfolgendes Video anschaust, verläßt du meinen Blog und gehst zu…

Was ist Kulturelle Bildung und wozu brauchen wir sie?
Bildung findet überwiegend in Schulen statt. Die Anforderungen an Schulen angesichts gesellschaftlicher Transformationen nehmen aktuell zu. So sehen sich heute Schulen in der Verantwortung, mit einer wachsenden Diversität der Schülerschaft und des Kollegiums umzugehen, Ungleichheit in Bildungschancen auszugleichen und gesellschaftliche Herausforderungen wie Klimawandel, Nachhaltigkeit, Erziehung zu Demokratie und die voranschreitende Digitalität aufzugreifen.
Zugleich ist es wünschenswert das Ganztagsschulangebot an Schulen pädagogisch und thematisch so zu gestalten, dass einerseits zentrale Bildungsaufgaben, die sich in Fächern, Bildungsplänen und Schulkonzepten spiegeln und in der Unterrichtspraxis sowie im außerunterrichtlichen Angebot (AGs) bewältigt werden können.
Diese Vielfalt der Aufgaben und neuen Anforderungen an Schulen erfordert eine Übersetzung in Prozesse und Strukturen eine stetige Weiterentwicklung der Schulen und ihres Umfelds.
Kulturelle Bildung kann dabei sowohl für den Einzelnen als auch für die Gesellschaft als Ganzes von großer Bedeutung sein, wenn sie an Schulen und im außerschulischen Lernfeld als eine neue Form von Lernkultur begriffen und umgesetzt wird. Sie sichert nicht nur eine gesellschaftliche Teilhabe, sondern dient im besonderen Maße der Persönlichkeitsentwicklung jeden Einzelnen.
Kulturelle Bildung – ein Menschenrecht
Die Forderung nach Bildung für alle ist seit jeher verbunden mit der Hoffnung auf ein friedvolles Zusammenleben. So sichert die allgemeine Erklärung der Menschenrechte in Artikel 26 und 27 das Recht auf Bildung und Kultur.
„Das Recht auf Bildung und das Recht auf Kultur, genauer: auf kulturelle Teilhabe, wird auch in weiteren Pakten angesprochen. Beide gehören zu den Rechten der zweiten Generation, sind (…) Anspruchsrechte. Daher finden sie sich im Pakt über wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte: Art. 13 spricht von einem ‚Recht eines jeden auf Bildung.‘ Es geht um die Entfaltung der Persönlichkeit, und dies für jedermann.“ (Fuchs 2012: 92)
Auch die Kinderrechtskonvention aus dem Jahr 1989 verbrieft in Artikel 28 und 29 „das Recht auf höchstmögliche Bildung“ und Art 31 „das Recht auf Spiel und freie Teilnahme am künstlerischen Leben“ (Fuchs 2012:92)
Bereits hier findet sich die Verknüpfung von einem kreativen und selbstgesteuerten Bildungsbegriff, der den Bezug zu den Künsten herstellt. Die folgende Definition von Kultureller Bildung umreißt Inhalte, Methoden und Zielsetzungen gleichermaßen:
„Der Begriff bezeichnet (…) einen Prozess der Selbstbildung. Sie vollzieht sich, wenn wir uns spielerisch oder künstlerisch mit Gegenständen oder Themen beschäftigen. Wenn wir auf diesem Wege versuchen, die Welt zu begreifen. Wenn wir eine Position suchen und finden, allein und auch gemeinsam. Wenn wir miteinander etwas verhandeln, auf der Bühne oder im Spiel, und uns so verständigen. Und wenn wir die Welt mitgestalten und verändern. An Kultureller Bildung ist oft der ganze Körper beteiligt. Und auch die Gefühle und der Verstand. Dabei werden viele verschiedene kulturelle Ausdrucksformen genutzt: Bildende Kunst und digitale Medien, Erzählen, Literatur und Schreiben, Film und Fotografie, Musik und Rhythmik, Spiel, Zirkus, Tanz und Theater.“ (BKJ online 2023)
Es stellt sich die Frage, wie sich dieser hohe Anspruch in Zeiten knapper Kassen, Raum-, Zeit- und Ressourcenknappheit umsetzen lässt.
In diesem Zusammenhang kommt der Vernetzung und der Kooperation von Bildungsinstitutionen in lokalen Bildungslandschaften eine besondere Rolle zu.
Vernetzung und Kooperationen in lokalen Bildungslandschaften
Um dem hohen Bildungsanspruch gerecht zu werden und kulturelle Teilhabemöglichkeiten zu eröffnen, bedarf es der Vernetzung und Kooperation in der lokalen Bildungslandschaft.
„Für die Kulturelle Bildung scheint also in der Vernetzung mit Bildungspartnern eine wahre Chance zu liegen, Zielgruppen zu erreichen, die ansonsten weitestgehend von kulturellen Bildungsangeboten ausgeschlossen bleiben.“ (Kelb 2014: 5)
Damit Kulturelle Bildung ihre spezifischen Potenziale entfalten könne, müssten grundlegende Bedingungen erfüllt werden, die das BKj in seinem Qualitätsrahmen definiert. (vgl. Kelb 2014: 7)
Diese wesentlichen Qualitätskriterien sollen hier kurz skizziert werden.
Pädagogisch-künstlerischer Qualitätsrahmen
- Der Bezug zu den Künsten solle künstlerische Rezeption und eigene künstlerische Tätigkeit einschließen und alle Kunstsparten umfassen. (vgl. Kelb 2014: 8)
- Kulturelle Bildung orientiere sich am Prinzip der Stärkeorientierung und ermögliche so, dass sich Potenziale entwickeln könnten. Aus diesem Grund sei die Einbeziehung eigenständiger Jugendkulturen zu befürworten. (vgl. Kelb 2014: 8)
- Kulturelle Bildung fordere eine Interessenorientierung und Lebensweltbezug und wünsche daher den Bezug zu aktuellen Themen, den Interessen von Kindern und Jugendlichen. Das beziehe sich auch auf die Wahl der Arbeitsformen und künstlerischen Mittel der Kinder und Jugendlichen. (Kelb 2014: 9)
- Es gelte das Prinzip der Selbstwirksamkeit. Das eigenständige und das gemeinsame künstlerische Schaffen bzw. das kulturelle Angebot ermögliche so die „Erfahrung von Selbstwirksamkeit“. (vgl. Kelb 2014: 9)
- Es gelte das Prinzip der Partizipation und Freiwilligkeit Wichtig sei, dass Themenwahl, Fragestellungen, Gestaltung des Projektverlaufs, die Wahl der unterschiedlichen Angebote sowie die Beteiligungsformen aus eigenem Antrieb und selbstbestimmt getroffen würden. (vgl. Kelb 2014: 10)
- Das Prinzip der Ganzheitlichkeit besagt, dass Kulturelle Bildung ergänzend zu kognitive-intellektuellen Prozessen, ebenso körperliche und affektiv-emotionale Erfahrungen und Zugänge zu Kunst ermöglichen soll. Gerade der „dynamische Wechsel von (…) geistiger und körperlicher Aktivität, von sprachlicher und nichtsprachlicher Interaktion, von Sinneseindrücken auf der einen und analytischer Durchdringung auf der anderen Seite“ (Kelb 2014: 10) ermöglicht intensive und nachhaltige Prozesse der Kulturellen Bildung.
- Das Diversity-Prinzip fordert eine „Kultur der Offenheit – für unterschiedliche kulturelle, soziale, religiöse etc. Hintergründe (…) Geschlechter und unterschiedliche Altersgruppen“ (Kelb 2014: 10f.)
Struktureller Qualitätsrahmen
- Vielseitige Zugangswege und (Bildungs-) Orte im Rahmen von Kultureller Bildung haben ein spezifisches Potenzial, diverse Zielgruppen anzusprechen und zu Teilnahme zu aktivieren. (vgl. Kelb 2014: 11)
- Die Vielfalt der Sparten- und Angebotsformen orientieren sich an dem Grundsatz der Stärken- und Interessensorientierung einer diversen Klientel. Die Formate können von einmaligen Workshops bis hin zu kontinuierlichen Kursen von Kindergeburtstagsangeboten oder Ferienprojekten lokaler oder internationaler Begegnungen in künstlerischen Werkstätten reichen. (vg. Kelb 2014: 11f.)
- Kulturelle Bildung richtet das Augenmerk insbesondere auf angemessene Rahmenbedingungen. Das heißt, dass Orte, Räume, Zeitformate, Fachkräfte / Künstler, Materialien und Wahl der Techniken im Rahmen eines schlüssigen Gesamtkonzepts berücksichtigt werden müssen, um eine hohe Qualität Kultureller Bildung zu gewährleisten. (Kelb 2014: 12)
Handlungsprinzipien der Kulturellen Bildung in Bezug Kinder- und Jugendliche
Die zentralen Handlungsprinzipien Kultureller Bildung im Zusammenhang mit Kindern und Jugendlichen sind demnach:
Interessensorientierung und Lebensweltbezug. Themen und Angebote müssen sich demnach an den individuellen Bedürfnissen und Interessen orientieren. (Kelb 2014: 13)
Die Lebensweltorientierung beziehe sich auch auf die Nähe der Bildungslandschaft und die Erreichbarkeit sowie Barrierefreiheit der Lernangebote Kultureller Bildung. (Kelb 2014: 14)
An die Stelle der Defizitorientierung und Leistungsbewertung sollten die Stärkenorientierung in den Fokus treten und künstlerische Prozesse ermöglichen. (vgl. Kelb 2014: 13)
Ebenso spielten die Handlungsprinzipien der Freiwilligkeit und Partizipation eine wichtige Rolle. Dies beziehe sich sowohl auf die Teilnahme als auch auf die Themen- und Materialwahl.
In diesem Zusammenhang spiele Vernetzung und Kooperation eine zentrale Rolle, denn sie helfe bei der Überwindung von Ressortgrenzen. (Kelb 2014: 15)
Dieser Beitrag hat 0 Kommentare